Erstes Konzept zu den Aktivitäten der RLS anlässlich des Gedenkens an 500 Jahre Reformation und zur Präsentation der RLS auf dem 36. Deutscher Evangelischer Kirchentag vom 24. – 28. Mai 2017 in Berlin

wird ein Priester erschlagen, so liegt ein Land im Interdict: warumb auch nit, wenn ein Baur erschlagen wird? Wo kumt her solchs gross Unterscheid unter den gleichen Christen?“  Martin Luther an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung (1520)

 

1. Zur politischen Situation im Vorfeld des Kirchentags 2017

Das Jahr 2017 steht unter dem Eindruck des Sieges Donald Trumps in den USA, des Sieges der Befürworter eines Brexit in Großbritannien, dem zunehmenden Gewicht rechter und rechtspopulistischer Parteien in Deutschland und Europa, der Krise der EU – sichtbar vor allem in den ungelösten Fragen des Umgangs mit Geflüchteten. All dies ist letztlich auch das Ergebnis einer neoliberal ausgerichteten Politik und ihrer sozialen und institutionellen Entkernung auch der parlamentarischen Demokratie, die seit langem von weiten Teilen der politischen Klassen – einschließlich der Sozialdemokratie mitgetragen wurde.

Was der Sieg Trumps und das Anwachsen antidemokratischer, zur extremen Rechten offenen Rechtspopulisten in Europa für die Entwicklung der EU und darüber hinaus für Europa bedeutet, ist offen. Klar ist aber: der „Antiestablishment-Charakter“ ihrer Kritik soll ihre Demokratiefeindlichkeit und die betont nationale Bindung von Gerechtigkeit ihre Menschenfeindlichkeit verdecken. Diese Politik richtet sich direkt gegen Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund und über diese hinaus gegen den offenen Charakter von Einwanderungsgesellschaften des 21. Jahrhunderts.

Gegen diese Positionen gehen europaweit Hunderttausende auf die Straßen, engagieren sich als freiwillige Helfer in der Flüchtlings- und Migrationsarbeit. Und doch gelingt es der Linken nur punktuell wie z.B. gegen das Freihandelsabkommen TTIP, erfolgreichen Protest zu formieren. Es fehlen gesellschaftlich durchsetzbare Antworten auf zunehmende soziale, politische und vor allem auch kulturelle Polarisierungen, auf globale Herausforderungen wie durch Klimawandel und der Zerstörung der Umwelt.

Dass in Krisenzeiten traditionelle Normen und Werte an Bedeutung gewinnen, ist wenig verwunderlich. Nun aber werden im Namen des sogenannten jüdisch-christlichen Abendlandes eben genau diese Werte wie Nächstenliebe, Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft mit Füßen getreten. Wieder einmal wird versucht das Christentum als scheinbar gemeinsamen Wertekanon gegen andere Religionen in Stellung zu bringen. Deshalb sind auch Kirchen und Glaubensgemeinschaften herausgefordert, sich mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen und nach einem gemeinsamen Fundus entlang von Demokratie und Menschenrechten zu fragen, nach solidarischen Praxen, die zu gestalten und auszuweiten sind.

Ein Kirchentag, der in Zeiten wie diesen stattfindet, muss sich deshalb mit grundsätzlichen Fragen auseinandersetzen: Was, wenn ein „Weiter so“ nicht mehr möglich ist, wenn der herrschende Block droht auseinanderzubrechen, wenn Rechtspopulisten, Rechtsextreme mit ihrem Rassismus, auch Antisemitismus, mit ihrer Demokratiefeindlichkeit drohen hegemonial zu werden? In welcher Verantwortung sehen sich angesichts dieser Entwicklungen die evangelischen Kirchen in Deutschland, gerade weil sie 2017 500 Jahre Reformation von Kirche und Gesellschaft auf die Tagesordnung setzen? Luther wollte vor allem eine Reformation der Kirchen, um diese zu stärken und formulierte hierzu seine 95 Thesen. Aufgrund der Stellung der Kirche in seiner Zeit als gesellschaftliche und vor allem auch normsetzende Kraft, wirkte Luthers Kirchenkritik immer zugleich gesellschaftskritisch wie u.a. auch in seinem „Brief an den christlichen Adel deutscher Nation“.

Im Umgang mit den Thesen, Flugschriften, Predigten und bei öffentlichen Disputationen spiegelte sich die soziale, politische und geistige Krise der damaligen Zeit, auch im Aufkeimen neuer sozialer Bewegungen weit über Deutschland hinaus. Die von Wittenberg ausgehende Reformationsbewegung stand in der Tradition von Petrus Waldus (1218†), John Wyclif (1328 – 1384), Jan Hus (1370 – 1415) und Girolamo Savonarola (1452 – 1498) und ist Teil großer sozialer, politischer und kultureller Bewegungen des 15. und 16. Jahrhunderts. Es geht also nicht nur um die Reformation „von oben“ – für die Luther steht, sondern um gesellschaftliche Bewegungen der Bauern und Handwerker, der selbstbewussten Bergarbeiter und Bürger, also jener Menschen, für die u.a. auch Thomas Müntzer Partei ergriff auf der Suche nach einer erneuerten Kirche und einem anderen Leben: Es war eine Epoche der Reformation und der Aufstände für eine andere Welt, Protest gegen den Herrschaftsanspruch der katholischen Kirche wie auch gegen die sich erstarkende Fürstenherrschaft mit Leibeigenschaft und Enteignung der Allmende sowie gegen den entstehenden Kapitalismus.

Gerade diese Verschränkung von sozialer, politischer und geistiger Krise ist auch für Linke relevant. Ob in Zeiten von Umbrüchen erfolgreich nach demokratischen und sozialen Wegen gesucht wird, ob jene Kräfte stark genug sind, die eine solidarische und demokratische Gesellschaft von Freien und Gleichen fordern, ist offen. Offen ist, wie sich Menschen mit religiöser Bindung als Juden/Jüdinnen, Christen/innen, Muslime/Muslimas und Buddhisten/innen oder als Humanisten/innen ohne religiöse Bindung einbringen und ihre Organisationen in diese Richtungen drängen.

Insofern ist es wichtig, ob einer der größten gesellschaftspolitischen Events – der Deutsche Evangelische Kirchentag mit mehr als 100.000 Teilnehmer/innen nicht nur gesellschaftskritische Themen zur Diskussion zulässt, sondern diesen einen zentralen Platz auf diesem Kirchentag einräumen wird. In den letzten Jahren wurden Diskussionen, die den Kapitalismus als System infrage stellten in den Außen- oder Randregionen der Kirchentage angesiedelt. Die Frage ist, ob angesichts der aktuellen Entwicklungen und den Auseinandersetzungen zum unmittelbar danach stattfindenden G20-Gipfel in Hamburg die Organisatoren/innen des Kirchentages diesen Trend fortsetzen, oder gesellschaftlich engagierte kirchliche Initiativen, die z.B. aufgrund ihres Engagements in der Flüchtlingsarbeit selbst zunehmend zum Ziel von Angriffen werden, den Kirchentag als Raum des gesellschaftskritischen Nachdenkens zurückzuerobern.

In den 12 Thesen des Präsidiums des Kirchentages beschreibt sich der Kirchentag selbst als gesellschaftspolitischen Raum, als „ein Beitrag zur Stärkung der politischen Kultur“, im biblischen Sinne als „Sauerteig“, der gesellschaftlichen Zusammenhalt und solidarisches Verhalten offensiv herausfordert, fördert und unterstützt. Der Wirkungsraum der Kirchentage ist die Zivilgesellschaft, in dem zwei Dinge aufeinander bezogen werden: „eine glaubwürdige Kirche, in der politisch Handelnde zu Hause sind, und eine Politik, die christliche Überzeugungen zum Maßstab ihres Handelns zu machen versucht“. In diesem Sinne seien Kirchentage öffentliche Ereignisse „an der Schnittstelle von Kirche und Politik“ (Thesen des Kirchentagspräsidiums, These 21).

2. Zur Besonderheit des Kirchentags 2017 aus linker Sicht

Der Evangelische Kirchentag 2017 ist mit dem Thema: „500 Jahre Reformation“ erstmalig einem historischen Ereignis gewidmet. „Der Kirchentag ist angewandte Reformation“, heißt es in These 4 des Kirchentagspräsidiums und weiter: Kirchentage dienen als „Ressource für gesellschaftliche Veränderungen und Infragestellung von Machstrukturen in Kirche und Gesellschaft. So wird der Kirchentag zu einer protestantischen Bürgerrechtsbewegung“ (Kirchentagspräsidium, These 4).

Noch nie hat es in der kurzen Geschichte der Kirchentage seit 1949 (Hannover, auf Initiative von Dr. Gustav Heinemann, Dr. von Thadden-Trieglaff und Martin Niemöller) eine so umfassend gründliche Vorbereitung als „Kirchentagsprozess“ gegeben. Während sich bisher alle Kirchentage mit selbstgewählten Themen zu Glaubensfragen auseinandergesetzt haben, geht es diesmal um Martin Luthers Thesen-Anschlag in Wittenberg vor 500 Jahren, der Christen/innen wie Atheisten/innen gleichermaßen als historische Zäsur betrifft.

Die Aufforderung der 95 Thesen in Latein ‒ zwecks akademischer Disputation ‒ wurde auf deutschem Boden die erste „Volks-Diskussion“ des christlichen Selbstverständnisses in Hörsälen, Kneipen und auf Märkten.

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern hatte einen vorher ungeahnten Informationsfluss durch unzählige „Flugblätter“ ausgelöst, die erstmalig das Urteilsvermögen der Menschen forderten, aber auch förderten, obwohl viele weder lesen noch schreiben konnten. Es ging darum, ob gegen eine Geldzahlung ein Erlass der Sündenstrafen zu erwerben sei, um nach dem Tode die ewige Hölle zu vermeiden und trotz schwerer Vergehen gegen Mitmenschen einen ewigen Platz im Himmel zu sichern. Luthers Empörung wurde von vielen geteilt, und erstmalig gab es eine „Laiendiskussion“ zu einer vom Papst in Rom angeordneten Aktion.

Es war zunächst keine Bewegung direkt gegen den Papst, wohl aber eine grundlegende Infragestellung, ob der Himmel durch Ablasshandel zu erkaufen sei. Große Teile der Bevölkerung begannen sich zu fragen, ob das Privileg, reich zu sein, auch Vorteile bei der Sündenvergebung bringen dürfe. Zugleich wurde durch die „Volks-Beteiligung“ das Wissensmonopol des Klerus, die Religion in lateinischer Sprache zu hüten, gebrochen. Wie schon 100 Jahre zuvor die Bewegungen in Böhmen – angestoßen durch Jan Hus, und in England – angestoßen durch John Wyclif und John Ball, wurden nun in deutschen Landen, angestoßen durch Luther, Widersprüche von Obrigkeit und Untertan, von Krieg und Frieden in der Bibel entdeckt, ins Verhältnis zu den damaligen Zuständen gesetzt und Entscheidungen des Klerus angezweifelt. Dass Kritik an den Zuständen nicht nur biblisch erlaubt, sondern sogar geboten ist, so Luther, löste allerdings auch viel Unsicherheit aus: Dürfen denn Arme überhaupt gegen Guts- und Landesherren, Klerus und Papst aufbegehren? Die bisher bei den Laien weitgehend unbekannten alttestamentlichen Texte ermutigten solche alltäglichen Fragen zu diskutieren. Und unzählige Choräle – auf Deutsch gereimt – halfen den Christen/innen, sich biblische Inhalte als eigene Überzeugung anzueignen und damit auch gegen Guts- und Landesherren, Klerus und Papst aufbegehren zu dürfen.

Für die Rosa Luxemburg Stiftung geht es bei der Teilnahme an Kirchentagen in keiner Weise um ein Pro oder Contra Religion, sondern darum, in Erfahrung zu bringen, wo in Religionen emanzipatorische gesellschaftliche Prozesse in Gang gekommen sind oder noch gebracht werden müssen.

Jedenfalls ist Papst Franziskus ist viel radikaler, als der Augustinermönch Luther und viele seiner Mitdenker damals waren und heute sind. Das muss anlässlich des Reformationsgedenkens gründlich bedacht werden, weil weltweit immer noch mit Bezug auf religiöse Glaubensbindung Emanzipation offensiv verhindert oder sogar unterdrückt wird, dagegen Kriege und gewalttätige Aneignung z.B. von Boden und seinen Schätzen mit Verweis auf religiöse Traditionen begründet, oder sogar gefordert werden.

Weil Luther nicht nur streitbar, sondern auch umstritten war und ist, könnte es auf diesen Kirchentag auch eine Art Rückfall in nur innerkirchliche Reflektionen geben, zumal ein Kirchentagsmotto gewählt worden ist, das zur Herausforderung der reformatorischen Positionen gar nicht passen will: „Du siehst mich“ (1. Mose, 16,13).

Ob es dem Kirchentag gelingt, „Reformation“ als aktuellen Auftrag „ecclesia semper reformanda“ bewusst zu machen, hängt auch davon ab, wer sich wie einmischt und nach der Berechtigung radikaler Gesellschaftskritik – z.B. in Tradition der Theologie der Befreiung auch für den Protestantismus fragt. Dietrich Bonhoeffer, der von den Nazis ermordete Vertreter der Bekennenden Kirche, hatte sehr klare Kriterien: eine Kirche, die Eroberungskriege nicht nur toleriert, sondern rechtfertigt und die faschistische „Judenausrottung“ unterstützt, ist „falsche Kirche“ und bedarf einer gründlichen Reformation. Nach der Befreiung vom Faschismus bekannten prominente Vertreter der Bekennenden Kirche: „Wir sind in die Irre gegangen als wir begannen, den Traum einer besonderen deutschen Sendung zu träumen, als ob am deutschen Wesen die Welt genesen könne.“ … „Wir haben das Recht zur Revolution verneint, aber die Entwicklung zur absoluten Diktatur geduldet und gut geheißen.“2

Der Evangelische Kirchentag wurde um dieser Problematik willen gegründet, das „Darmstädter Wort“ hatte dieselbe Aufgabe, wie die 95 Thesen zur Lutherzeit, die gegen Käuflichkeit von Überzeugungen „im Himmel und auf Erden“ gestritten haben. Es kommt darauf an, die biblischen Herausforderungen von Gerechtigkeit und Frieden aktuell gesellschaftlich als Befreiung für Arme und Versklavte in friedensstiftende Praxen umzusetzen. Dafür müssen Kirchentage „Intensivseminare“ für Christen/innen aus aller Welt bleiben, denn inzwischen sind sie längst ökumenische Versammlungspraxis geworden, in der es darum geht, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. In welchem Maße Kirchentage Orte werden, an denen offene Fragen und ungelöste Probleme einer globalisierten Welt „lutherisch“, also herrschaftskritisch diskutiert werden, ist auch abhängig davon, in welchem Maße es gesellschaftskritischen Kräften auch auf diesem Kirchentag gelingt, Fragen von Gerechtigkeit und Frieden angesichts der aktuellen Krisen engagiert zu diskutieren.

Vom Präsidium des Kirchentags werden als zentrale Themen für 2017 Frieden und Nachhaltigkeit, Demokratie und Solidarität, Theologie und Spiritualität, Zusammenhalt und Streitkultur, Ökumene und interreligiöser Dialog genannt. Um diese Themen sollen u.a. Veranstaltungen zu Flucht, Migration, Integration, Menschenbild, Grenzen des Wachstums kreisen. Unter dem Schwerpunkt „Frieden und Nachhaltigkeit“ werden Podien-Reihen zu Frieden und zu den Folgen des Klimawandels angeboten und unter dem Schwerpunkt „Demokratie und Solidarität“ Podien-Reihen zu „Revolutionen“ und zu „Ende des Wachstums“.

Mit Bezug auf die Gründungsgeschichte des Deutschen Evangelischen Kirchentags erklärt Ellen Ueberschär, Generalsekretärin, dass der Umgang mit völkisch-nationalistischen Ressentiments kein Nebenthema sei. In Anlehnung an das Darmstädter Wort erklärt sie: „Die Gründungsgeschichte des Kirchentags liegt in der Enttarnung und Überwindung rassistischer, menschenverachtender und unchristlicher Denkmuster mit denen Deutsche, unter ihnen nicht wenige Christen!, unendliches Leid über Europa und die Welt gebracht hatten.“3 Das Präsidium habe ausführlich darüber diskutiert, ob die AfD ausgeschlossen werden solle. Mit einer „Dialogverweigerung“ sei es aber nicht getan, deshalb gelten die Regeln des Kirchentags: „Wer sich mit Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hervortut, ist noch nie auf einem Podium des Kirchentags eingeladen worden. An diesem Grundsatz ändert sich nichts, egal wie viele Parteien sich noch gründen.“4 Die Rosa Luxemburg Stiftung hat bei ihrer Teilnahme am Katholikentag 2016 in Leipzig den eindeutigen Ausschluss der AfD begrüßt, zumal die Gestaltung der offenen Räume des Kirchentags nicht nur eine Frage der Besetzung von Podien ist.

3. Linke Sichten auf das Reformationsjahr

Zunächst sei daran erinnert, dass Luther mit seinen Thesen von 1517 die kapitalistische Inwertsetzung seiner Kirche kritisiert hat. Ebenso hatte er sich später gegen den Wucher ausgesprochen: Im Mammon sah Luther den Gott auf Erden, der die meisten Menschen beherrscht „woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott“. Die Reformation steht für gesellschaftliche Transformationsprozesse, die mit grundsätzlicher Gesellschafts- und Kirchenkritik, mit Widerstand und der Suche nach gesellschaftlichen Alternativen verbunden waren. Darum ist es wichtig, die Reformation nicht nur an das Wirken von Luther zu binden. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung wird deshalb nicht nur über Luther, sondern mehr noch über Jan Hus und Thomas Müntzer, nicht nur über die Reformation von oben, sondern vor allem von unten, über erste kommunistischen Gemeinden, die Selbstorganisation von Volksbewegungen, die Bauernkriege und das Täuferreich von Münster sprechen.

Marx hatte Luther sehr häufig zitiert, um den Geld- und Kapitalfetisch zu kritisieren. Ein Aspekt für Seminare der Rosa-Luxemburg-Stiftung 2017 werden Marx und Lutheraner im 19. Jahrhundert sein. Ein wichtiger Aspekt ist „Luther und die Juden“. In Auseinandersetzung mit Luthers Hetzschrift „Gegen die Juden und ihre Lügen“ werden wir uns wiederholt auseinandersetzen. In Zeiten, als die Juden zunehmender Verfolgung, Pogromen, Verbannung in Gettos und Vertreibung ausgesetzt waren, hat diese Schrift eine verhängnisvolle Rolle gespielt. Die Nazis konnten sie nur zu gut nutzen, um ihren mörderischen Antisemitismus zu legitimieren. Gleichzeitig sind Luthers ablehnende Haltung gegenüber Muslimen, Täufern und Bauern kritisch hinterfragt werden.

Ulrich Duchrow hat in den letzten Jahren in dem Projekt „Reformation radikalisieren“5 (siehe seine Bücher dazu) zu diesen Problemen gearbeitet. Diese Publikationen sollten bei der Vorbereitung des Reformationsjubiläums dringend berücksichtigt werden. Unter dem Titel „Radicalizing Reformation“, der zugleich Anspruch eines internationalen Forschungsprojektes ist, fragten rund vierzig Wissenschaftler/innen aus unterschiedlichen Disziplinen seit ca. sechs Jahre nach der Bedeutung der Reformation für die Gegenwart. Ulrich Duchrow, Professor für systematische Theologie, Universität Heidelberg, ist einer der beteiligten Wissenschaftler, der diese Forschungsergebnisse in einer populären Flugschrift in das Reformationsgedenken einbringen wird. Die Ergebnisse dieses Forschungsprozesses wie auch seine 2017 erscheinende Flugschrift zu Martin Luther und Karl Marx (VSA-Verlag zusammen mit Publik-Forum) wird als Grundlage für unsere Diskussionen auf dem Kirchentag und zum Reformationsjubiläum als Anregung zur Weiterarbeit in verschiedenen Projekten dienen.


VERANSTALTUNGSÜBERSICHT

Montag, den 22. Mai 2017, 20:00 – 22:00 Uhr

„Q“ – szenische Lesung nach dem Roman von ‚Luther Blissett‘

Premiere: Festsaal Kreuzberg, Am Flutgraben 2, 12435 Berlin
Wiederholung am 17. Juni 2017, 20:00 Uhr, Grüner Salon, Volksbühne

1517 – 1555: Fast vierzig Jahre ist er, der so oft seinen Namen zu wechseln gezwungen ist, dabei. Keine fromme oder unfromme Ketzerei lässt er aus. Keinen Aufstand gegen die klerikale und fürstliche Macht verpasst er. Als Vertrauter Thomas Müntzers wird dessen Credo – „alles gehört allen“ – auch zu seinem. Die Niederlage im Bauernkrieg (1525) lässt ihn als einen der wenigen Überlebenden zurück. Bei den Wiedertäufern trägt er die Verantwortung zur Verteidigung der Stadt Münster, aus der das neue Jerusalem werden soll. Er wandert durch ‚das Europa der gescheiterten Aufstände‘, die Verzweiflung erzeugen und Resignation nahelegen. Wo immer er involviert ist, ist auch ein Zweiter zugegen. Unerkannt und zunächst nur als eine vage Ahnung. Der Spion der Kurie und Agent der Inquisition, der seine Briefe mit ‚Q‘ unterzeichnet, der dem Kardinal (und späterem Papst) Gianpetro Carafa nicht nur über die papstfeindlichen Machenschaften berichtet, sondern auch einwirkt, vielleicht sogar alle Rebellion ins Unglück lenkt? Diesem Phantom zu begegnen, von Angesicht zu Angesicht, um die Opfer zu rächen, wird zur fixen Idee des Aufrührers… Krimi und High Noon am Ende des Mittelalters!

Das Werk des linken Kollektivs Luther Blissett, das sich heute Wu Ming nennt, war in Italien „die literarische Sensation der Saison“ (Süddeutsche Zeitung). Das Anliegen der Autoren ist, „eine Art von Gegengeschichte zu erzählen, eine subversive Praxis des Geschichtenerzählens zu vollziehen.“ (Literaturkritik.de) Der in achtzehn Sprachen übersetzte Roman ist vom ‚Assoziation A‘ wieder aufgelegt worden.

Bearbeitet von Thomas Ebermann und Berthold Brunner

Ensemble: Denis Moschitto, Jörg Pohl, Ruth-Marie Kröger, Matthias Kelle

Eintritt: 10 € / 5 € erm. // Kontakt: Henning Obens (obens@rosalux.de)

Dienstag, den 23. Mai 2017, 19:00 – 20:30 Uhr

Wider dem Zins und Wucher!

Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, Rosas Salon, 1. OG

Luther war nicht allein. Er hatte Mitstreiter und Widersacher, die letztlich die Reformation als Bewegung und Prozess zu Beginn des sich herausbildenden Kapitalismus ermöglichten. Zu den Wegbegleitern gehörte u.a. auch der Prediger Jacob Strauß an der Eisenacher Georgenkirche, der zu Zeiten Luthers massiv den Wucher anprangerte und so notwendiger Weise in Konflikt mit Adel und Kirche geriet. Er klagte dabei nicht nur jene an, die Wucher nahmen, sondern ebenso jene, die ihn zahlten: Nicht nur Wucher zu nehmen sei sträflich und wider Gottes Wort, sondern auch diesen zu bezahlen, wenn er verlangt werde. Jacob Strauß forderte also Widerstand durch Verweigerung und er war erfolgreich. Viele Eisenacher Bürger lehnten daraufhin zunächst die Zahlung jeglicher Zinsen ab. Auf diese Weise gelang es Jacob Strauß in Verhandlungen mit dem Weimarer Hof, die Zinsen auf fünf Prozent herabzusetzen – erstmalig in einer deutschen Stadt.

Wie ist das heute mit „Zins und Wucher“ in der globalisierten Welt der Finanzmärkte? Gibt es auch hier Möglichkeiten der Verweigerung? Wo gibt es Ansatzpunkte? Wer sind heute die Wucher- und Zinseintreibenden und wie kann ihnen begegnet werden? Wer sind jene, die heute Zins- und Wucherzahlungen verweigern müssten – können sie es überhaupt?

Es diskutieren: Dr. Thomas Müller, Vorsitzender der internationalen Thomas-Müntzer-Gesellschaft; Alexander Fischer, Staatssekretär für Arbeit und Soziales DIE LINKE Berlin; Prof. Dr. Mechthild Schrooten, Universität Bremen

Moderation: Dr. Lutz Brangsch, Rosa Luxemburg Stiftung

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Thomas-Müntzer-Gesellschaft e.V., Mühlhausen/Thüringen

Auf dem Kirchentag:

Flugschrift-Veranstaltung

Donnerstag, 25. Mai 2017, 11:00 – 13:00 Uhr

Den Kapitalismus überwinden. Mit Luther, Marx & Papst.

Emmauskirche, Lausitzer Platz 8a, 10997 Berlin

Der VSA-Verlag wird zusammen mit Publik-Forum eine Flugschrift unter dem Titel: „Mit Luther, Marx & Papst den Kapitalismus überwinden“ herausgeben. Damit soll die gesellschaftskritische Dimension der Reformation als europäischer Prozess beleuchtet werden, der lange vor Luther mit den Waldensern, John Wyclif und Jan Hus begann. Der Ablasshandel des 21. Jahrhundert versteckt sich heute hinter vermeintlichen Sachzwängen der Globalisierung, hinter dem Handel mit Zertifikaten, hinter spekulativen Finanzmarktgeschäften, die ganze Volkswirtschaften in den Ruin reißen können, hinter Kriegen und militärischen Interventionen im Namen von Menschenrechten, hinter vermeintlichen Freiheitsversprechen von Privatisierung, Deregulierung und Flexibilisierung, die zur Prekarisierung von Lebensweisen in allen Teilen der Welt geführt haben. Völlig zu Recht sagt Papst Franziskus deshalb: „Diese Wirtschaft tötet“ und fasst die Unmenschlichkeit des Kapitalismus zusammen und verweist so auf die Notwendigkeit zur Überwindung einer Gesellschaft, die den Markt, den Profit über den Menschen stellt.

Präsentation der Flugschrift und Diskussion mit: Prof. Dr. Ulrich Duchrow (Professor für systematische Theologie an der Universität Heidelberg, Mitbegründer von Kairos Europa), Katja Strobel (Institut für Theologie und Politik), Bodo Ramelow (Ministerpräsident Thüringen).

Moderation: Wolfgang Kessler (Chefredakteur Publik Forum)

In Kooperation mit Publik Forum und VSA Verlag

Marktplatzveranstaltung

Donnerstag, den 25. Mai 2017, 10:30-11:15 Uhr

Leben für Gerechtigkeit und Frieden. Das Beispiel Emil Fuchs

Markt der Möglichkeiten/Messe Berlin: Bühne in der Halle 1.2b

Emil Fuchs (1874 – 1971) war Pfarrer, Theologe, Mitbegründer der religiösen Sozialisten und mit seiner Arbeit, seinem Leben ein Kämpfer für Gerechtigkeit und Frieden gegen Krieg und Faschismus. Gerade in Zeiten globaler Krisen, der Militarisierung der Politik, des zunehmenden Nationalismus und der Herausbildung rechtspopulistischer Parteien, ist die Erinnerung an das Erbe einer breiten Linken wichtig auf der Suche nach heutigen Antworten auf die Desaster des globalisierten 21. Jahrhunderts.

Referenten/innen: Prof. Dr. Klaus Fuchs-Kittowski – Enkel von Emil Fuchs; Dr. Reinhard Gaede, Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands e.V.; Christine Buchholz MdB; Ingar Solty, (Rosa-Luxemburg-Stiftung)

Moderation: Dr. Michael Brie/Cornelia Hildebrandt (Rosa-Luxemburg-Stiftung)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands e.V.

Achtung: Teilnahme nur mit Eintrittskarte zum Kirchentag.

Donnerstag, den 25. Mai 2017, 17:00 – 19:00 Uhr

Martin Luther in seiner Zeit – eine herausfordernde Sicht auf Frauen, Bauern, Juden, Muslime

Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, Rosa Luxemburg Salon, 1. OG

Bei aller Bedeutung für verschiedene tiefgreifende gesellschaftliche und kirchenstrukturelle Entwicklungen war Martin Luther nicht nur Kind seiner Zeit, sondern ein unversöhnlicher Eiferer und blieb in Teufelsangst und Antijudaismus seiner Kirche fatal treu.

In unserer Veranstaltung sollen wichtige Aspekte seiner provokativen, oft feindseligen Ansichten diskutiert werden:

  • Luther und die Frauen – Frauen der Reformation: Jutta Jahn, Kunsthistorikerin, XX
  • Luther und die Bauern: Thomas Völker, DIE LINKE, Thüringen
  • Luther und sein Antijudaismus: Ilsegret Fink, Pfarrerin i.R., Berlin
  • Luther und sein Verhältnis zu Muslimen: Jürgen Klute, Sozialpfarrer, Herne

Moderation: Cornelia Hildebrandt Rosa-Luxemburg-Stiftung

Ab 19:30 Uhr: Konzert mit Gina Pietsch

Das Lied wollte meiner Stimme zu hoch werden. Martin Luther – Rebell und Reformator und dann?

+++ Premiere +++

Dann wird er gegen Bauern als tolle Hunde und vollkommene Schweine hetzen, gegen Türken als Geißel Gottes, gegen Juden als Erzdiebe und Räuber, gegen Behinderte als teufelsähnlich, gegen Frauen als minderwertig wegen vieler Ausscheidung und wenig Geist. Unpassend all das zur „Wittenbergischen Nachtigall”, wie ihn der Schuhmacherdichter Hans Sachs nennt. Besonders die Lieder waren es, die die nötigen Veränderungen beförderten, die „Marseillaise der Reformation” war dabei, wie Engels Luthers Lied „Ein feste Burg ist unser Gott” nennt. Luther meinte die „Befreiung vom römischen Joch”, das Volk meinte dazu noch ein anderes Joch. Luther meinte, zum Dulden sind die Christen bestimmt. Die Bauern meinten, sie hätten nun genug geduldet. Und langsam merkte auch er es.

Von Erfolgen und Widersprüchen eines Großen singen und erzählen Gina Pietsch (voc), und Christine Reumschüssel (piano).

Seminarveranstaltung

Freitag, 26. Mai 2017, 14:30 – 16:00 Uhr

Reformation und Revolution: Luther, Müntzer, Marx

Markt der Möglichkeiten/Messe Berlin: Meetingbridge A zwischen Halle 2.2 und Halle 7; Raum Lindau 4

Referentin/en: Dr. Angelika Klein (Landrätin Landkreis Mansfeld-Südharz); Prof. Dr. Ulrich Duchrow (Professor für systematische Theologie an der Universität Heidelberg, Mitbegründer von Kairos Europa); Dr. Michael Ramminger (Institut für Theologie und Politik)

Moderation: Cornelia Hildebrandt (Rosa-Luxemburg-Stiftung)

Aus Anlass des Reformationsjubiläums 2017 wird in dieser Gesprächsrunde nach dem emanzipativen aber auch dem herrschafts- und kapitalismuslegitimierenden Erbe der europäischen Reformationsbewegungen gefragt und nach deren Relevanz für heutige gesellschaftliche Herausforderungen. Bemerkenswert ist im Kontext des Reformationsjubiläums auch der Umgang mit Luthers „ungeliebten“ Brüdern – vor allem der Umgang mit Thomas Müntzer, der mit der Landfrage die Eigentumsfrage stellt und damit grundlegende gesellschaftliche Veränderungen fordert. Die Differenzen zwischen Luther und Müntzer wurden vielfach diskutiert und konstruktiv weiterbearbeitet, durch Karl Marx selbst, Marxisten/innen, Sozialisten/innen und durch andere Vertreter/innen einer pluralen Linken  des 20. und 21. Jahrhunderts. Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Reform und Revolution. Was heißt das konkret?

Ausgangsbasis für die Diskussion sind neben Texten von Karl Marx unter anderem die 94 Thesen von KAIROS Europa, die Erklärung des Ökumenischen Rates, Busan 2013 und das Lehrschreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus. Es geht um eine Kapitalismusanalyse auf der Höhe der Zeit und um die Frage nach gesellschaftlichen Alternativen: wie ist unter heutigen Bedingungen eine „Reformation“ der kapitalistischen Gesellschaft möglich und was wären Alternativen.

Achtung: Teilnahme nur mit Eintrittskarte zum Kirchentag.

Freitag, 26. Mai 2017 von 16:30 – 18:30 Uhr

Jenseits der Wachstumszwänge: Wohlstand – wie anders?

Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, Rosa Luxemburg Salon, 1. OG

Seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 und im Zuge der immer offensichtlicheren ökologischen Krise wird ein Thema wichtiger: Welche Alternativen zu den kapitalistischen Wachstumszwängen gibt es? Gleichwohl scheinen in der Tagespolitik und auch im beginnenden Bundestagswahlkampf drei wirtschaftspolitische Forderungen zu dominieren: „Wachstum, Wachstum, Wachstum!“ Daher stellt sich die Frage umso dringender: Wie kann Wohlstand und ein gutes Leben für jede und jeden anders, nämlich ökologisch und sozial gerecht geschaffen werden?

Referenten/in: Sabine Leidig, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag; Michael Müller, langjähriges Mitglied des Bundestages für die SPD, heute Präsident der Naturfreunde Deutschlands und Herausgeber der Zeitschrift „Movum“; Ulrich Brand, Professor für Internationale Politik an der Universität Wien, Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik“

Alle drei waren Mitglieder der Enquete-Kommission „Wohlstand, Wachstum, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages (2011-2013)

Moderation: Dr. Dagmar Enkelmann, Vorsitzende des Vorstandes der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Freitag, 26. Mai 2017 von 19:00 – 21:00 Uhr

Zukunftsorientierte Politik jenseits der „imperialen Lebensweise“

Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, Rosa Luxemburg Salon, 1. OG

Haben wir die Zeiten des Imperialismus nicht längst hinter uns gelassen? Wenn man erwägt, in welchem Maße sich der Globale Norden nach wie vor an den ökologischen und sozialen Ressourcen des Globalen Südens bedient, rücken die Begriffe »Globaler Kapitalismus« und »Imperialismus« wieder näher zusammen. Unsere Muster von Produktion und Konsum erfordern einen überproportionalen Zugriff auf Ressourcen, Arbeitskraft und biologische Senken der restlichen Welt. Mit anderen Worten: Die Ausbeutung von Mensch und Natur hält nach wie vor an – und nimmt weiter an Fahrt auf. Ulrich Brand und Markus Wissen analysieren diese Zusammenhänge in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus“ (oekom-Verlag).

Einführung in das Buch: Markus Wissen, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin, und Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Prokla“

Kommentare zum Buch von: Dr. Gundula Ludwig, Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, gegenwärtig Gastwissenschaftlerin am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité Berlin; Prof. Dr. Ulrich Duchrow, Professor für systematische Theologie an der Universität Heidelberg, Mitbegründer von Kairos Europa

Moderation: Dr. Michael Brie, Institut für Gesellschaftsanalyse der RLS

Veranstaltungsankündigung der „Hellen Panke“ – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin:

Samstag, 17. Juni 2017, 08:00 bis 19:30 Uhr

Bus Exkursion zu Thomas Müntzer im Reformationsjahr

2017 ist das „Reformationsjahr“: Weit über Deutschland hinaus werden „500 Jahre Reformation“ breit gefeiert. Auch wenn dabei pflichtbewusst kritische Töne zu Luther nicht fehlen – sein Antisemitismus, seine Hetze gegen die aufständischen Bauern – werden andere religionskritisch-reformatorische und früh-demokratisch revolutionäre Kräfte nicht nur nicht gewürdigt, sie finden erst gar keine Erwähnung. Wir wollen dagegen mit unserer Bus Exkursion sowohl Thomas Müntzer und die aufständischen Bauern würdigen als auch den Kontext darstellen, in dem Luther, Müntzer und die aufständischen Bauern gewirkt haben.

Reiseleitung: Bernd Langer, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte des Widerstandes und der Bauernkriege beschäftigt.

Die Karten für die Exkursion müssen im Vorverkauf in der Geschäftsstelle der „Hellen Panke“ erworben werden.

Mehr Infos: „Helle Panke“ e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Kopenhagener Straße 76 (Hinterhaus), 10437 Berlin – Prenzlauer Berg; www.helle-panke.de; Email: info@helle-panke.de

Kosten: 60 Euro / ermäßigt 45 Euro (inklusive Mittagessen, Eintritte und Führungen)

Weitere Bildungsreisen anderer Landesstiftungen:

Auf den Spuren Thomas Müntzers – Eine theologisch-politische Reise

Mittwoch, 19.7. bis Sonntag, 23.7.2017

Veranstaltungsort: Lutherstadt Eisleben

Mehr Informationen unter: https://www.rosalux.de/veranstaltungen/bildungsreisen/

Hinweis auf den Empfang der Bundestagsfraktion DIE LINKE anlässlich des Kirchentags:

24. Mai 2017 von 19:00 bis 21:00 Uhr

Nächstenliebe und Solidarität gegen Rassismus

Interkultureller und Interreligiöser Abend der Begegnung der Bundestagsfraktion DIE LINKE. auf dem Kirchentag

Auferstehungskirche, Pufendorfstr. 11, 10249 Berlin

Eine Gesprächsrunde mit Gesa Ederberg, Rabbinerin der Synagoge Oranienburger Straße; Iman Andrea Reimann, Vorsitzende des Deutschen-Muslim-Kreis Berlin und Ulrich Duchrow, Vorsitzender des ökumenischen Basisnetzwerkes Kairos Europa

Moderation: Christine Buchholz, Religionspolitische Sprecherin DIE LINKE

Mit Grußworten von Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der EKD; Aiman Mazyek, Zentralrat der Muslimen; Klaus Lederer, Bürgermeister und Kultursenator von Berlin

Und einem „Geleitwort zum Kirchentag“ von Gregor Gysi

Hinweis auf Veranstaltungen Anderer: Vom 25.-28. Mai findet im Gebäude am Franz-Mehring-Platz 1 der MARX IS MUSS Kongress 2017 statt: https://www.marxismuss.de/


1  Kirchentagspräsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentag 2016. Grundsatzstatement in 12 Thesen. https://www.kirchentag.de/ueber_uns/reformationsjubilaeum_2017/grundsatzstatement_in_zwoelf_thesen.html

2  Darmstädter Wort von 1947 http://www.theology.de/download/1947 Darmstaedter Wort.doc (02/2006)

3  Ellen Ueberschär (2016). Die Macht der Würde. Das Kirchentagsmagazin. Ausgabe 2/2016. S. 26.

4  Ellen Ueberschär ebenda.

5  Vgl. die Reihe (bisher 5 Bände) „Die Reformation radikalisieren / Radicalizing Reformation“ (2015). Hrsg. Prof. Dr. Ulrich Duchrow, Prof. Dr. Daniel Beros, Dr. Martin Hoffmann, Prof. Dr. Hans G. Ulrich, Lit-Verlag. http://www.lit-verlag.de/reihe/rera

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