Michael Brie: Kommunistische Experimente in Zeiten des Umbruchs – Reformation und Revolution

Zeiten des Umbruchs sind Zeiten, in denen das Unmögliche möglich wird oder Menschen sich zumindest auf den Versuch dazu einlassen. Die Herrschenden können solche Versuche nicht mehr gänzlich unterbinden und die Beherrschten sind auf der Suche, nach lebenswerten Alternativen. Eine solche Zeit war das frühe 16. Jahrhundert. Die alte feudale Ordnung brach an allen Ecken und Enden zusammen. Kanonen schossen die Burgen der kleinen Herrscher zusammen. Global agierende Kapitalisten aus Italien und Deutschland finanzierten weltweite Eroberungszüge und den Kampf um Europa. Der Druck mit beweglichen Lettern zerbrach das Monopol der Kirche, Mönche und Priester auf das öffentliche Wort. Luthers Thesen von 1517 waren ein Funke, der in ein Pulverfass fiel.

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Jiří Silný: Jan Hus als ein Vorläufer Luthers

Im Lutherjahr macht es Sinn sich auch an seine Vorläufer zu erinnern. Zu den wichtigen gehörte der tschechische Theologe Jan Hus, der hundert Jahre vor Luther lebte und wirkte.

Hus wurde um 1371 in einfachen Verhältnissen in Husinec in Südböhmen geboren. Wie viele Söhne der armen Familien hat er sich besseres Leben als Geistlicher erhofft. Erst während des Studiums ist sein Glauben tiefer geworden und er hat seine geistliche Tätigkeit als Berufung wahrgenommen.

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Martin Luther in seiner Zeit

Eine herausfordernde Sicht auf Frauen, Bauern, Juden und Muslime.

Am 25. Mai 2017 fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Rosa-Luxemburg-Stiftung zum evangelischen Kirchentag im Rosa Salon eine Podiumsdiskussion zu Martin Luthers umstrittenen Sichtweisen auf Frauen, Bauern, Juden und Muslime statt. Im folgenden wird diese journalistisch überarbeitet wiedergegeben.

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Franz Segbers: Zinsverbot und Schuldenerlass.

Beim Wort genommen

Deutscher Evangelischer Kirchentag, Berlin, Donnerstag 25. Mai 2017

 „Wir halten es nicht mehr aus!“ Mit diesem Appell richteten griechische Theologen und Theologinnen einen verzweifelten Appell an den letzten Kirchentag in Stuttgart. Darin fordern sie: „Wir plädieren für eine internationale Schuldenkonferenz für Griechenland, vergleichbar der Londoner Schuldenkonferenz 1953, auf der Deutschland ein Großteil der Schulden erlassen wurde.“ Seine Schulden zu zahlen gilt als eine selbstverständliche moralische und auch rechtliche Pflicht. Doch diese vermeintliche moralische Selbstverständlichkeit ist ökonomisch keineswegs selbstverständlich, denn nach der ökonomischen Lehre ist die Kreditvergabe immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Dies ist auch der Grund für die Risikoprämien bei der Kreditvergabe. Ökonomisch gilt, dass derjenige, der den Nutzen hat, auch den Schaden tragen muss. Doch nicht allein ökonomisch ist Kreditvergabe immer mit einem Risiko verbunden, es kann auch politische Gründe geben.

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Gemeinwirtschaft stärken

Auf der Flugschriftverantstaltung „Den Kapitalismus überwinden. Mit Luther, Marx & Papst.“ am 25. Mai in der Emmauskirche in Berlin ruft Bodo Ramelow zu mehr genossenschaftlichen Handeln auf. Der Gedanke der Gemeinwirtschaft sei trotz der Fehlerentwicklungen von „Neue Heimat“ und „KOOP“ durchaus richtungsweisend. Er will auch künftig für konkrete Veränderungen für die Menschen eintreten, wie eine gute Gesundheitsversorgung für alle, statt renditeorientierte Krankenhauskonzerne, für eine Rente die von allen erwirtschaftet wird und deshalb auch nicht den Kapitalmärkten ausgeliefert werden darf, sondern in einem gerechten Umverteilungssystem in das alle Einkommen einbezogen werden müssen, auch Vermögenseinkommen ohne Bemessungsgrenzen, sondern nach Leistungsfähigkeit. Für eine solche Bürgerversicherung für Rente und Gesundheit würde er auch künftig werben.

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Ilsegret Fink: Luther und sein Antijudaismus

Wer über Martin Luther spricht, darf seinen folgenschweren Hass gegen Juden nicht verschweigen. Seine Schrift: „Von den Juden und ihren Lügen“ ist fast vierhundert Jahre später zum fatalen Drehbuch des größten staatlich organisierten Judenprogroms der deutschen Geschichte geworden. Das war der Auftakt einer angeblich wissenschaftlichen Rassenlehre, durch die im II. Weltkrieg dann europaweit 6 Millionen Juden ermordet wurden. Heute muss die Frage beantwortet werden, warum Antijudaismus das christliche Abendland – also so auch Luther–   geprägt hat.

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Erstes Konzept zu den Aktivitäten der RLS anlässlich des Gedenkens an 500 Jahre Reformation und zur Präsentation der RLS auf dem 36. Deutscher Evangelischer Kirchentag vom 24. – 28. Mai 2017 in Berlin

wird ein Priester erschlagen, so liegt ein Land im Interdict: warumb auch nit, wenn ein Baur erschlagen wird? Wo kumt her solchs gross Unterscheid unter den gleichen Christen?“  Martin Luther an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung (1520)

 

1. Zur politischen Situation im Vorfeld des Kirchentags 2017

Das Jahr 2017 steht unter dem Eindruck des Sieges Donald Trumps in den USA, des Sieges der Befürworter eines Brexit in Großbritannien, dem zunehmenden Gewicht rechter und rechtspopulistischer Parteien in Deutschland und Europa, der Krise der EU – sichtbar vor allem in den ungelösten Fragen des Umgangs mit Geflüchteten. All dies ist letztlich auch das Ergebnis einer neoliberal ausgerichteten Politik und ihrer sozialen und institutionellen Entkernung auch der parlamentarischen Demokratie, die seit langem von weiten Teilen der politischen Klassen – einschließlich der Sozialdemokratie mitgetragen wurde.

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Michael Ramminger: Herr de Maizière

Sehr geehrter Herr de Maizière,

Als protestantischer Christ sollten Sie doch eigentlich wissen, dass man anderen Leuten am Sonntagmorgen nicht schon dieselbe Miesepetrigkeit aufzwängen sollte, mit der man selbst herumläuft. Haben sie aber gemacht mit ihren Thesen zur „deutschen Leitkultur“. Die sind nämlich keine ernsthafte Einladung zur Diskussion, sondern ziemlich elendiger Ausdruck nationalprotestantischer Weltdeutung.

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