Viola Schubert-Lehnhardt: Kurzbericht zur Veranstaltung „Frauen in Transformationsgesellschaften 1990 – 2020

am 9./10.7.2021 in Halle

Die Veranstaltung ordnet sich ein in ein gleichnamiges Projekt der Rosa-Luxemburg-Stiftung und wurde in Halle-Saale zusammen mit der Martin-Luther-Universität und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Halle durchgeführt. Das Projekt ist auf der Basis von langjährigen Städte- und Universitätspartnerschaften zwischen Halle und Ufa bzw. Woronesh entstanden. In der Projektskizze heißt es: „Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der kapitalistischen Umgestaltung der Russländischen Föderation sowie dem Anschluss der DDR an die BRD ergaben sich gravierende Veränderungen insbesondere in Ökonomie, Sozialem, Kultur und Politik… Anknüpfend an die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Umbrüchen seit 1989/90 soll ein Fokus auf die Situation von Frauen in diesen Umbrüchen gerichtet werden.“ Weiterlesen

Viola Schubert-Lehnhardt: Rezension: Deutschland ist eins: vieles.

 

Deutschland ist eins: vieles. Bilanz und Perspektiven von Transformation und Vereinigung. Campus Verlag Frankfurt a. M., 2021, ISBN 978-3-593-51436-9, 550 S.

Dieses im Auftrag der von der Bundesregierung 2019 berufenen Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ herausgegebene Buch enthält 5 Studien, die gleichfalls von dieser Kommission initiiert worden sind. Ausgangspunkt war die Erfahrung, dass schon bei den Einheitsfeierlichkeiten 2016 festgestellt wurde, dass im „Osten offenbar nicht alle die deutsche Einheit als Erfolgsgeschichte verstehen und erzählen wollen“ (S. 16). Wieso der damalige Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie im Vorwort erwähnt, dies erst 2016 bemerkt haben wollen, ist mir schleierhaft…

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Viola Schubert-Lehnhardt: Rezemsion: Toleriert und kontrolliert.

Uwe Grelak, Peer Pasternack: Toleriert und kontrolliert. Konfessionelles Bildungswesen auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts 1945 – 1989 Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle-Saale, 2021, ISBN 978-3-96311-562-2, 364 S.

Derzeit laufen in Deutschland vielfältige Diskussionen um den Religionsunterricht: soll er in -oder außerhalb der Schulen stattfinden, wer soll unterrichten, wie und wo sollen die Lehrkräfte dafür ausgebildet werden, welche Inhalte sollen überhaupt gelehrt werden etc. Heftige Debatten gab es insbesonderel um die Ausbildung von Imamen in Deutschland als auch derzeit zur Einführung von jüdischem Religionsunterricht an Schulen Sachsen-Anhalts.

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Viola Schubert-Lehnardt Rezension: Religionsfreiheit auf dem Prüfstand

„Religion ist eine gesellschaftliche Realität, die der Staat nicht ignorieren kann. Andernfalls riskiert er die Verhärtung diskriminierender Strukturen, die Herausbildung geschlossener separater Milieus und gesellschaftliche Spaltungen“ (S. 144). Religionsfreiheit wird nichtsdestotrotz zum einen vielfach verletzt, zum anderen fehlinterpretiert – von Menschen unterschiedlichster politischer Ausrichtung. Beide Autoren haben langjährige internationale Erfahrungen zu diesem Thema und tragen daher mit ihrem Buch zur inhaltlichen Klarstellung dieses Menschenrechts und seinem Verhältnis zu anderen Rechten ebenso bei (um kaum einen anderen Bestandteil der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sei im Vorfeld so heftig gerungen wurden, wie um Artikel 18), wie zur Analyse der vielfältigen konkreten gesetzlichen Regelungen und Pratiken in einzelnen Ländern.

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Evangelikale transatlantische Netzwerke zur Produktion von Feindbildern

Rezension

Sie tragen unscheinbare meist harmlos oder gar fortschrittlich klingende Namen und üben Einfluss aus auf Politik, Medien und internationale Institutionen wie OSZE und UNO. Gemeint sind islamfeindliche Netzwerke, die Oliver Wäckerlig in seiner Arbeit „Vernetzte Islamfeindlichkeit – Die transatlantische Bewegung gegen »Islamisierung«.“ erforschte. Diese erschien beim transcript-Verlag und kann auf dessen Website auch als eBook kostenfrei heruntergeladen werden. Der Schweizer Soziologe und Religionswissenschaftler untersucht darin Akteure, Events und Medien auf deren Funktion und Position in islamfeindlichen, rechtsextremen Netzwerken.

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Ulrich Duchrow: Rezension „Wir waren Kirche inmitten der Armen“

Wer einen der Hauptgründe verstehen will, warum heute – vergleichbar allen lateinamerikanischen Ländern – 30% der Bevölkerung Brasiliens zu den evangelikalen und neupfingstlerischen Gemeinschaften, also der Wählerschaft eines Bolsonaro, gehören, muss dieses Buch lesen. Es beschreibt die beeindruckende Geschichte, wie angesichts der auf soziale Gerechtigkeit zielenden Politik des demokratisch gewählten Präsidenten von Chile, Salvador Allende, innerhalb der Kirche und Ordensgemeinschaften sich Kräfte organisieren, um mit den ArbeiterInnen, den BewohnerInnen der Armenviertel (poblaciones) und den linken Parteien gemeinsam für das Gelingen dieses demokratisch-sozialistischen Projekts zu kämpfen. Aber sie erhielten nicht die Unterstützung der Mehrheit der katholischen Hierarchie. Sie distanzierten sich von dieser Revolution, Teile begrüßten sogar den dann folgenden Putsch durch Pinochet. So wurde die Chance der Kirche vertan, an der Seite der Masse der Bevölkerung zu stehen. Das nutzten dann eben die Evangelikalen.
In den in Chile einmalig dramatischen Jahren 1971-73 formierte sich die Bewegung Christen für den Sozialismus (Cristianos por el Socialismo/CPS). Anhand ihrer Geschichte entfaltet das Buch die Chance und den Niedergang der befreiungstheologischen Bemühungen nicht nur in Chile, sondern in ganz Lateinamerika. Sie waren ermutigt worden durch das 2. Vatikanische Konzil und das daran anschließende berühmte Treffen der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz in Medellin 1968, das die Kirche zur Option für die Armen verpflichtete. Dem aber war die Bischofskonferenz in Chile nicht gefolgt.

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Offener Brief: Coronavirus-Pandemie: Globale Solidarität dringend erforderlich!

Mehrere Organisationen wie „Brot für die Welt“, „Ärzte ohne Grenzen“, „Christoffel-Blindenmission“, „Johanniter Unfallhilfe e.V.“, „SEEBRÜCKE“ und weitere Organisationen und Einzelpersonen haben einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin Angela Merkel geschrieben. „Egoistische Interessen von Staaten oder Gewinnerwartungen von Firmen dürfen nicht über das Leben von Menschen gestellt werden.“ heißt es dort und man solle sich um die Schwächsten und Ärmsten wie Obdachlose und Flchtlinge auch kümmern. „Setzen Sie sich dafür ein, dass der Zugang zu dringend benötigter Schutzkleidung nicht durch Exportbeschränkungen begrenzt wird und dass medizinische Materialien global dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden.“ lautet der Appell der NGOs an die Kanzlerin.

>> Hier der offene Brief als PDF