„Q“ – szenische Lesung nach dem Roman von ‚Luther Blissett‘

1517 – 1555: Fast vierzig Jahre ist er, der so oft seinen Namen zu wechseln gezwungen ist, dabei. Keine fromme oder unfromme Ketzerei lässt er aus. Keinen Aufstand gegen die klerikale und fürstliche Macht verpasst er. Als Vertrauter Thomas Müntzers wird dessen Credo – „alles gehört allen“ – auch zu seinem. Die Niederlage im Bauernkrieg (1525) lässt ihn als einen der wenigen Überlebenden zurück. Bei den Wiedertäufern trägt er die Verantwortung zur Verteidigung der Stadt Münster, aus der das neue Jerusalem werden soll. Er feiert mit, bei den ausgelassenen Festen der Siege; er wird Zeuge der Verwandlung revolutionärer Ambitionen in religiösen Wahn, beim Umschlag von Befreiung in Terror; er wandert durch ‚das Europa der gescheiterten Aufstände‘, durch verlorene Schlachten und Niederlagen, die Verzweiflung erzeugen und Resignation nahelegen.

Und: Wo immer er involviert ist, ist auch ein Zweiter zugegen. Unerkannt und zunächst nur als eine vage Ahnung. Der Spion der Kurie und Agent der Inquisition, der seine Briefe mit ‚Q‘ unterzeichnet, der dem Kardinal (und späterem Papst) Gianpetro Carafa nicht nur über die papstfeindlichen Machenschaften berichtet, sondern auch einwirkt, vielleicht sogar anwesend ist, vielleicht sogar alle Rebellion ins Unglück lenkt?

Diesem Phantom zu begegnen, von Angesicht zu Angesicht, um die Opfer zu rächen, wird zur fixen Idee des Aufrührers……. Krimi und High Noon am Ende des Mittelalters!

Das Werk des linken Kollektivs Luther Blissett, das sich heute Wu Ming nennt, war in Italien „die literarische Sensation der Saison“ (Süddeutsche Zeitung). Es sei „bestens recherchiert und brillant geschrieben“. Es vermittle „eine Ahnung vom epochalen Drama jener Zeit, und das ist mehr, als man von den meisten Romanen dieser Gattung sagen kann“ (FAZ). Anliegen von Luther Blissett/Wu Ming ist, „eine Art von Gegengeschichte zu erzählen, eine subversive Praxis des Geschichtenerzählens zu vollziehen.“ (Literaturkritik.de)

Der in achtzehn Sprachen übersetzte Roman ist vom ‚Assoziation A‘ wieder aufgelegt, dort erscheinen nach und nach die Arbeiten des Kollektivs.
Der „theologische Western“ wird inszeniert als szenische Lesung, aber nicht mit der genretypischen Bewegungsarmut auf der Bühne.
Textbuch und Spielidee wurden von THOMAS EBERMANN und BERTHOLD BRUNNER erarbeitet, die auch eine Prise eigener Zutaten ins Manuskript gestreut haben.
Bearbeitet von Thomas Ebermann und Berthold Brunner
Ensemble: Denis Moschitto, Jörg Pohl, Ruth-Marie Kröger, Matthias Kelle

Premiere: 22. Mai 2017
Festsaal Kreuzberg
20 Uhr
Karten 10/5 Euro

17. Juni
20 Uhr Grüner Salon, Volksbühne 

Ein Beitrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu 500 Jahre Reformation.
Kontakt:
obens@rosalux.de www.rosalux.de/Q

 

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