Viola Schubert-Lehnardt: Eröffnungsvortrag des Philosophen Nida-Rümelin zum Thema „Humanismus als Leitkultur“

„Ist der Humanismus eine Weltanschauung? Nein!“ teilt Nida-Rümelin den versammelten HumanistInnen unvermittelt mit. Der Referent eröffnet den Humanistenkongress in der Nürnberger Meistersingerhalle am 15. Juni 2017 und erläutert, es gäbe in allen Gesellschaften keine grundlegenden gemeinsamen Lebensformen (bestenfalls auf dem Papier), Gesellschaften seien immer multikulturell und damit von verschiedenen Werten geprägt. Die Politik einer Gesellschaft existiere nie unabhängig von der(den) herrschenden Kultur(en). Dieser Zusammenhang von Politik und Kultur zieht sich wie ein roter Faden durch sein Referat.

Die Idee von Menschenwürde gehe zurück auf die Stoiker, habe also bereits 200 Jahre vor Christus existiert. Es sei also falsch anzunehmen, dass dies eine Idee sei, die erst mit dem Christentum in die Welt gekommen sei – und schon gar nicht wurde sie durch dieses verteidigt. Im Gegenteil, bis zum II. Vatikanischen Konzil (1962-65) galt Humanismus ebenso wie z.B. die Gleichberechtigung von Mann und Frau als Verirrung des Liberalismus. Auch in neuerer Zeit (Mitte des 20. Jahrhunderts.) war es nicht das Christentum, dass diese Idee hoch gehalten habe, sondern 1948 bei Gründung der UNO, waren es vor allem die jüdischen Gemeinschaften in den USA und die Witwe Roosevelts, die diesen Wert im UN-Gründungsdokument verankert sehen wollten.

„Humanismus beruht auf zwei Säulen – den Menschenrechten und einem epistimologisch gestimmten Optimismus. Er ist also keine Weltanschauung, sondern eine Erkenntnis.“, so Nida-Rümelin. Die Menschenrechte seien das Bindeglied zu allen Religionen. Sie hätten nicht nur Aufforderungscharakter an alle Staaten, sondern an die Weltgemeinschaft.

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