Viola Schubert-Lehnhardt: Rezemsion: Toleriert und kontrolliert.

Uwe Grelak, Peer Pasternack: Toleriert und kontrolliert. Konfessionelles Bildungswesen auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts 1945 – 1989 Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle-Saale, 2021, ISBN 978-3-96311-562-2, 364 S.

Derzeit laufen in Deutschland vielfältige Diskussionen um den Religionsunterricht: soll er in -oder außerhalb der Schulen stattfinden, wer soll unterrichten, wie und wo sollen die Lehrkräfte dafür ausgebildet werden, welche Inhalte sollen überhaupt gelehrt werden etc. Heftige Debatten gab es insbesonderel um die Ausbildung von Imamen in Deutschland als auch derzeit zur Einführung von jüdischem Religionsunterricht an Schulen Sachsen-Anhalts.

Für Entscheidungen in die Zukunft ist es stets günstig, sich mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu beschäftigen. Genau hier setzt das vorliegende Buch an. Die beiden Autoren haben ausführlich zur Geschichte der Unterrichtsformen christlicher Lehrangebote in der DDR auf allen Ebenen recherchiert. Diese Studie ist auch deshalb bedeutsam, da „die DDR wohl das osteuropäische Land mit der größten Zahl wissenschaftlich-theologischer Lehr- und Forschungseinrichtungen gewesen (ist)… Theologische Fakultäten z.B. gab es in den anderen sozialistischen Ländern nicht“ (S. 181).

Bei den Darstellungen zur Landesgeschichte Sachsen-Anhalts muss bedacht werden, dass dieses Land 38 Jahre lang administrativ nicht existierte (vgl. S. 16), berücksichtigt werden daher Einrichtungen der ehemaligen Bezirke Halle und Magdeburg, d.h. es geht um Einrichtungen auf dem heutigen Territorium Sachsen-Anhalts. Diese werden nicht nur kartografisch verortet, sondern auch mit zahlreichen, teilweise historischen Abbildungen vorgestellt. Das gerade Sachsen-Anhalt für diese Recherche ausgewählt wurde erscheint auf Grund einer Reihe von Besonderheiten in diesem Territorium logisch: zum einen gab es hier Angebote auf allen Bildungsstufen, zum anderen befand sich hier ein Drittel aller dieser in der DDR vorhandenen Einrichtungen dieser Art.

Gegliedert ist das Buch nach Angeboten der Kinder- und Jugendbildung, dann berufliche Aus- und Fortbildungen, kirchenmusikalische Ausbildungen, theologische Studien und Hochschularbeit sowie Allgemeinbildungsaktivitäten (hier u.a. das CDU-Parteischulungswesen und konfessionelle Medienarbeit). Zu allen Bereichen gibt es spannende historische Erläuterungen zur jeweiligen Gesetzeslage (und deren Verschiebungen auf Grund politischer Veränderungen), Übersichten zur Anzahl der Lehrkräfte und SchülerInnen sowie Ausbildungspläne. Diese zeigen teilweise deutlich den Spagat, den die jeweiligen Genehmigungsbehörden vollführt haben – einerseits wollte man diese Einrichtungen möglichst klein halten oder abschaffen, andererseits war man gerade in der Kranken- und Kinderkrankenpflege auf diese Bildungsstätten angewiesen. So verzichtete man dort z.B. auf das sonst übliche atheistische Absolventengelöbnis (s. S. 87).

Auf Grund der akribischen Recherche und exzellent übersichtlichen Darstellung ist das Buch eine Fundgrube für alle an dieser Thematik Interessierten.

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