Von Begegnungen und Gelesenem
Von Emil Fuchs hörte ich zum ersten Mal 1954, als ich an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin an einer Einführungsvorlesung für Neuimmatrikulierte teilnahm, in der die Professoren sich selbst und ihr Fach vorstellten. So auch Prof. Dr. Erich Fascher, der gerade als Neutestamentler von der Universität Greifswald nach Berlin berufen worden war.
In der Vorlesung zuvor hatte der Systematiker Prof. Dr. Heinrich Vogel versucht, uns Anfängern klarzumachen, dass der Kirchenkampf mit den Kirchengemeinden und ihren Pfarrern, die zum Beispiel auf der «arischen» Abstammung Jesu bestanden und das «Alte Testament der Juden für die christlich-deutsche Frömmigkeit als unzumutbar» ansahen, noch keineswegs ausgestanden sei. Die Bekennende Kirche sei Minderheit geblieben. Jahre vor der 1933 erfolgten Machtübertragung auf Adolf Hitler wären leider auch Pfarrer bereits Mitglieder der NSDAP gewesen, und in pro-arischer Stimmung hätten Kirchengemeinden später sogar akzeptiert, dass etwa in Eisenach ein von der Thüringer Kirchenleitung und der Theologischen Fakultät Jena verantwortetes Institut ein «vom jüdischen Einfluss gereinigtes Neues Testament» erarbeitete. Erst mit der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai wurde das Institut geschlossen. Dieses «Neue» Testament war schon fertiggestellt, aber nicht mehr gedruckt und ausgeliefert worden.