Heinrich Fink: Emil Fuchs: Gerechtigkeit und Frieden – Ein biblisches Gebot oder: Wie er zu Karl Marx und den Religiösen Sozialisten kam

Von Begegnungen und Gelesenem

Heinrich Fink auf dem evangelischen Kirchentag 2017

Von Emil Fuchs hörte ich zum ersten Mal 1954, als ich an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin an einer Einführungsvorlesung für Neuimmatrikulierte teilnahm, in der die Professoren sich selbst und ihr Fach vorstellten. So auch Prof. Dr. Erich Fascher, der gerade als Neutestamentler von der Universität Greifswald nach Berlin berufen worden war.

In der Vorlesung zuvor hatte der Systematiker Prof. Dr. Heinrich Vogel versucht, uns Anfängern klarzumachen, dass der Kirchenkampf mit den Kirchengemeinden und ihren Pfarrern, die zum Beispiel auf der «arischen» Abstammung Jesu bestanden und das «Alte Testament der Juden für die christlich-deutsche Frömmigkeit als unzumutbar» ansahen, noch keineswegs ausgestanden sei. Die Bekennende Kirche sei Minderheit geblieben. Jahre vor der 1933 erfolgten Machtübertragung auf Adolf Hitler wären leider auch Pfarrer bereits Mitglieder der NSDAP gewesen, und in pro-arischer Stimmung hätten Kirchengemeinden später sogar akzeptiert, dass etwa in Eisenach ein von der Thüringer Kirchenleitung und der Theologischen Fakultät Jena verantwortetes Institut ein «vom jüdischen Einfluss gereinigtes Neues Testament» erarbeitete. Erst mit der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai wurde das Institut geschlossen. Dieses «Neue» Testament war schon fertiggestellt, aber nicht mehr gedruckt und ausgeliefert worden.

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Ringen um Gerechtigkeit im weltanschaulichen Dialog

Im Andenken an den Antifaschisten Emil Fuchs

Ohne die Vision von Gerechtigkeit werden die Menschen wüst und wild. Diese Erfahrung der Propheten des Alten Testaments ist heute aktuell und drängend. Wie kann den immer deutlicher hervortretenden Tendenzen der Barbarisierung, des Autoritarismus, der Ausgrenzung und Aussperrung, der Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen wirksam begegnet werden?

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«Durch Jahrtausende geht der Schrei nach Menschlichkeit, Gerechtigkeit»

1 von Claus Bernet

Der Gerechtigkeitsbegriff in den exegetischen Arbeiten von Emil Fuchs während der Nazidiktatur

Im folgenden Beitrag haben wir es zunächst mit vier Texten von Emil Fuchs zu tun, die zwischen 1933 und 1938 entstanden sind, und zwar mit seiner Auslegung des Matthäusevangeliums (1933–35), dem Brief des Paulus an die Römer (1936–37), der Auslegung des Markusevangeliums (erste Jahreshälfte 1938) sowie der Offenbarung des Johannes (der Apokalypse, zweite Jahreshälfte 1938).

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Emil Fuchs – Dimensionen einer gesellschaftskritischen Theologie zur Herausforderung von Macht

von Klaus Fuchs-Kittowski

Emil Fuchs – Dimensionen einer gesellschaftskritischen Theologie zur Herausforderung von Macht

Zur Auslegung des Römerbriefes und seinem Ringen um Frieden und Gerechtigkeit

«Auf einmal wusste ich, dass die letzte Gewissheit des Glaubens nur in der Aufgabe zu finden sei, die mit der Welterschütterung gegeben ist, in der wir leben.» Emil Fuchs (1929/1969: 143)

«Diese Obrigkeit ist selbst nur ein Ausdruck des Geistes, der die Gesellschaft beherrscht. Sie kann nur gestalten, was der Ameisenfleiß Ungezählter vorbereitet hat. Nicht von ihr zuerst, sondern zuerst von uns und unserem Verhalten hängt es ab, ob in der kommenden Generation Gewalt oder Liebe, Anstand oder Brutalität, wachsendes oder abnehmendes Rechtsbewusstsein, Sehnsucht nach Gerechtigkeit oder Egoismus das Leben beherrschen.» Emil Fuchs (1936–37/2015b: 536)

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