Erstes Konzept zu den Aktivitäten der RLS anlässlich des Gedenkens an 500 Jahre Reformation und zur Präsentation der RLS auf dem 36. Deutscher Evangelischer Kirchentag vom 24. – 28. Mai 2017 in Berlin

wird ein Priester erschlagen, so liegt ein Land im Interdict: warumb auch nit, wenn ein Baur erschlagen wird? Wo kumt her solchs gross Unterscheid unter den gleichen Christen?“  Martin Luther an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung (1520)

 

1. Zur politischen Situation im Vorfeld des Kirchentags 2017

Das Jahr 2017 steht unter dem Eindruck des Sieges Donald Trumps in den USA, des Sieges der Befürworter eines Brexit in Großbritannien, dem zunehmenden Gewicht rechter und rechtspopulistischer Parteien in Deutschland und Europa, der Krise der EU – sichtbar vor allem in den ungelösten Fragen des Umgangs mit Geflüchteten. All dies ist letztlich auch das Ergebnis einer neoliberal ausgerichteten Politik und ihrer sozialen und institutionellen Entkernung auch der parlamentarischen Demokratie, die seit langem von weiten Teilen der politischen Klassen – einschließlich der Sozialdemokratie mitgetragen wurde.

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Emil Fuchs – Dimensionen einer gesellschaftskritischen Theologie zur Herausforderung von Macht

von Klaus Fuchs-Kittowski

Emil Fuchs – Dimensionen einer gesellschaftskritischen Theologie zur Herausforderung von Macht

Zur Auslegung des Römerbriefes und seinem Ringen um Frieden und Gerechtigkeit

«Auf einmal wusste ich, dass die letzte Gewissheit des Glaubens nur in der Aufgabe zu finden sei, die mit der Welterschütterung gegeben ist, in der wir leben.» Emil Fuchs (1929/1969: 143)

«Diese Obrigkeit ist selbst nur ein Ausdruck des Geistes, der die Gesellschaft beherrscht. Sie kann nur gestalten, was der Ameisenfleiß Ungezählter vorbereitet hat. Nicht von ihr zuerst, sondern zuerst von uns und unserem Verhalten hängt es ab, ob in der kommenden Generation Gewalt oder Liebe, Anstand oder Brutalität, wachsendes oder abnehmendes Rechtsbewusstsein, Sehnsucht nach Gerechtigkeit oder Egoismus das Leben beherrschen.» Emil Fuchs (1936–37/2015b: 536)

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Helge Meves: Unternehmerfreundliche Religionsfreiheit

Neues Deutschland vom 18.03.1017

Helge Meves über das Kopftuch-Urteil des Europäischen Gerichtshofes, die Freiheit der Unternehmer und der Religion

 

Eigentlich ist die Sachlage selten so klar wie hier: Alle für die europäischen Länder geltenden Menschenrechtskonventionen der letzten 70 Jahre bestimmen die Religionsfreiheit als ein grundlegendes Menschenrecht. Menschen sollen unbehelligt von Religion leben können. Und sie sollen in Fragen des Gedankens, Gewissens und Glaubens frei sein und dies auch in der Öffentlichkeit bekunden können. Maßen sich Politik oder Recht dagegen an, die Bekundung in der Öffentlichkeit zu untersagen, geben sie ihre Neutralität auf und werden sie zur Partei in Religions- und Weltanschauungsfragen.

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Der Islam in der Weltgesellschaft und der Möglichkeit einer linken Religionswissenschaft

HU-Diskussion mit Dr. Jan Wollmann
Auf dem Treffen am Mittwoch, den 15. März, um 19.00 Uhr in der HU-Geschäftsstelle (Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, Berlin) diskutieren wir, ob es den ‚Kampf der Kulturen‘ zwischen dem Westen und dem Islam gibt und was das für unseren alltäglichen Umgang mit dem Islam in einer multikulturellen Großstadt bedeutet.

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Staatsleistungen an Kirchen bleiben

Heute im Bundestag, Finanzen/Ausschuss

Berlin: (hib/HLE) Die Fraktion Die Linke ist im Finanzausschuss mit einem Antrag (18/4842) gescheitert, in dem eine Überprüfung der staatlichen Zahlungen an die Kirchen gefordert wird. Dabei geht es um die bis heute gezahlten Staatsleistungen für vor über 200 Jahren enteignete kirchliche Besitztümer. Zur Überprüfung dieser Staatsleistungen solle eine Expertenkommission beim Bundesfinanzministerium eingerichtet werden, hatte die Fraktion gefordert.

hpd: Gregor Gysi fürchtet eine „gottlose Gesellschaft“

Humanistischer Pressedienst: 1. Feb 2017 von Thomas Hummitzsch

„Ich glaube zwar nicht an den da oben, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft“, sagte Gregor Gysi am Dienstagabend bei „Markus Lanz“. Er begründete seine Befürchtung damit, dass die Religionsgemeinschaften die einzigen wären, die in der Lage seien, allgemeingültige moralische Werte aufzustellen.

Der langjährige Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion von Die Linke erklärte weiter, dass ihm keine andere Instanz einfiele, die ein solches Wertegerüst aufstellen könnte, als die Kirchen. Der Kapitalismus könne das nicht, der Sozialismus ebenso wenig.

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„Die Reformation radikalisieren – provoziert von Bibel und Krise“

Vortrag in der Methodistischen Universität von São Paulo, 27. September 2016

von Ulrich Duchrow

Es ist mir eine große Freude und Ehre, an der Methodistischen Universität von São Paulo einen Vortrag über die Radikalisierung der Reformation halten zu dürfen. Denn ich verstehe die Entstehung der methodistischen Kirche bereits als eine Radikalisierung der Reformation. Radix heißt die Wurzel und meint in diesem Zusammenhang die Schriften des Ersten und Zweiten Testaments. Radikalisierung meint also hier: die Prüfung
der Tradition an der Schrift im ursprünglichen und jeweils gegenwärtigen Kontext. So prüfte John Wesley in Oxford Theologie und Praxis der Anglikanischen Kirche, die in Dogma und Struktur an Lebendigkeit verloren hatte. Er bildete kleine Gruppen von bibelzentrierten Christen, um die Inspiration des Heiligen Geistes aus den Worten der Schrift in deren ganzem Leben wirksam werden zu lassen. Dabei knüpfte er direkt an Martin Luther an, wie dieser das Evangelium wieder entdeckt und in den Mittelpunkt des
Lebens der einzelnen Personen, der Kirche und der Gesellschaft gestellt hatte.1

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Dietrich-Bonhoeffer-Verein: Kirchensteuer ersetzen

„Daß staatlich zwangsmäßige Eintreibung der [Kirchen-]Steuern ein Mißstand ist, ist wohl unzweifelhaft“ (DBW 1,287 Anm. 385) schrieb Bonhoeffer  1927 in seiner Dissertation Sanctorum Communio. Durch die Taufe soll ein Mensch Mitglied der Gemeinschaft der Christen und der Kirche werden, aber durch eine Willenserklärung nach erreichen der Religionsmündigkeit erst der Körperschaft des Öffentlichen Rechts beitreten können.

Die Finanzierung der Religionsgemeinschaften soll künftig durch drei Säulen gesichert werden:

  1. Säule: Kollekten und Spenden (freiwillige Gaben)
  2. Säule: Gemeindebeiträge (verpflichtende Beiträge)
  3. Säule: Bürgergutscheine (aus Bürgerhaushalt)

Dieses Modell ermöglicht auch die Finanzierung anders organisierter Religionsgemeinschaften und auch gesellschaftlicher Initiativen. Vor allem die dritte Säule, der Bürgerhaushalt ermöglicht auch die Finanzierung bürgerschaftlichen Engagement.

Ausführlich hierzu:

Das Drei-Säulen-Modell für eine Reform der Kirchenfinanzierung und eine Verbesserung der Gemeinwohlfinanzierung

Katja Strobel: Religion und Gesellschaft – aktuelle Debatten innerhalb der LINKEN aus feministischer Perspektive.

Ein Kommentar

Der Antrag „Liberté, Egalité, Laicité“ des Landesvorstands der sächsischen LINKEN ist nur ein Beispiel für weit verbreitete undifferenzierte ‚linke‘ Religions und Kirchenkritik. Auch feministische Argumentationen folgen oft diesem Muster. Im Folgenden ein paar Aspekte aus feministischbefreiungstheologischer Sicht dazu.

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